10. Juni 2022
Die Passage vor dem neuen Kaiserhaus führt zwischen zwei Bauwänden hindurch, die Passantinnen und Passanten mittels Gucklöchern Einblicke in die Baustelle gewähren. Nach dem Designkollektiv NORM nimmt auch die Malerin Charlotte Herzig diese Situation auf und schafft mit ihrer bislang grössten Arbeit im öffentlichen Raum ein Erlebnis, das den Besucherinnen und Besuchern der Berner Altstadt die Möglichkeit gibt, für einen kurzen Moment gedanklich in ein traumhaftes Anderswo zu entfliehen.
Die junge Schweizer Künstlerin Charlotte Herzig (*1983) ist bekannt für ihre farbenfrohen Kompositionen aus sich überlagernden Formen und Collagen. Ihr Schaffen lädt dazu ein, in traumhaft abstrakte Bildräume einzutauchen, die aus subtil farbigen und zugleich fliessenden Ebenen bestehen und in denen sich Volumen, Kurven und Schnitte vermischen.
Für mich geht es beim Malen vor allem darum, Raum zu schaffen. Ich möchte die Betrachtenden dazu einladen, sich in Empfindungsfeldern zu bewegen. – Charlotte Herzig
Die aktuell in Brüssel lebende Malerin gewann 2007 und 2008 den Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis und war die erste Künstlerin, die 2016 mit dem Nestlé Art Prize ausgezeichnet wurde. Ihre Werke wurden in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem am Swiss Institute in Rom, im Kunsthaus Langenthal und im Kunstmuseum Luzern. Bevor die Künstlerin am San Francisco Art Institute ihren M.A. in Malerei erwarb, absolvierte sie an der École Cantonale d’Art de Lausanne ihren B.A. in Visual Arts. Zur selben Zeit gehörte sie einem Künstlerkollektiv an, das zahlreiche Installationen, immersive Wandgemälde und Events realisierte.
Beim Malen bewegt sich Charlotte Herzig wie auf einer unsichtbaren Landkarte, mit der sie arbeitet und an der sie sich orientieren kann. So verwandelt sie den Kaiserhaus-Abschnitt der Marktgasse in einen malerischen Wanderweg. Das Werk Breaking Through Into besteht aus zwei grossen Kompositionen, die einander gegenüberstehen, sich aber nicht spiegeln. Inspiriert von der temporären Baustellensituation schafft Herzig einen Ort, den es zu durchqueren gilt. Die Künstlerin kreiert eine visuelle Begleitung für Passantinnen und Passanten, bestehend aus Symbolen und deren formalen Variationen. Dafür verwendet sie Acrylfarbe und Kohlestift sowie Kupfer- und Silberblätter, die Tageslicht und Figuren reflektieren. Die Präsenz und die Bewegungen der Passantinnen und Passanten werden so Teil des Kunstwerks und dessen Erfahrung.
Ausgeführt in Zusammenarbeit mit Alexandra Doyen, ist dieses Werk Herzigs bislang grösste Arbeit im öffentlichen Raum.
Wandgemälde aus Acrylfarbe und Kohlestift, mit Kupfer- und Silberblättern – 270 m2