21. April 2023
Inspiriert von der Tiefe des Raums entlang der Bauwand – 55 Schritte, 35 Meter in einer halben Minute – hat Nadja Karpinskaya eine fotografische Installation konzipiert. Die Passage, dieser überraschende und paradoxe Ort oder besser gesagt Nicht-Ort, bildet einen Kontrapunkt zur vertrauten Landschaft der Berner Altstadt.
Das Wort EXIT, das auf einem Notausgangsschild steht, weist auf den Fluchtweg hin. Es schafft eine Verbindung von einem gefährlichen hin zu einem sicheren Ort. Nadja Karpinskaya spielt mit der bekannten Signaletik und transformiert diese künstlerisch durch Fragmentierung, Skalierung und Orchestrierung von Bildabfolgen an der Bauwand.
Entstanden ist eine räumliche Komposition mit Flächen und Zeichen, die sich der vertrauten Orientierungslogik entziehen. Der Ort, die Wand, erzählt sich über Details, Ritzen und Winkel überraschend und paradox neu.
Beim Durchschreiten des Tunnels in 55 Schritten sind die Passantinnen und Passanten eingeladen, sich mit ihren eigenen Assoziationen auseinanderzusetzen. Die Zeit des Durchgangs führt von der Vergangenheit in die Zukunft. Dazwischen liegt ein Nicht-Ort oder doch ein Ort? Wo sind wir sicher, wo nicht?
Künstlerin
Nadja Karpinskaya wurde in Russland geboren und wuchs in der sibirischen Stadt Krasnojarsk auf. Sie studierte Kunst in Moskau. Seit 2008 lebt sie in Bern. Seit 2021 ist sie Studentin des MA Contemporary Arts Practice HKB. Sie arbeitet in den Bereichen Malerei, Textilkunst, Installation, Fotografie und Klangkunst.
Nadja Karpinskaya interessiert sich vor allem für die Räume, in denen wir leben – sowohl in persönlichen wie auch in gesellschaftlichen Kontexten. Räume werden nicht nur durch Form, Klang und Licht definiert, sondern auch durch unsere subjektive Haltung, unser Selbstverständnis und unsere körperliche Präsenz in ihnen. Für die Künstlerin ist es wichtig, die Grenzen zu erfassen, an denen ein Raum in einen anderen übergeht und wie solche Grenzen markiert werden.
Exit, 2023
Fotoinstallation
135m2